Meldungen, die der Nachwelt erhalten bleiben müssen
Es gibt so vieles, über das wir gerne noch berichten würden – aber meist fehlt es uns am Platz, manchmal auch an der Zeit. Hier gibt es Meldungen, die der Nachwelt erhalten bleiben müssen.
No Parking
Infolge eines vom Rat beschlossenen Konzepts zur „Parkraumbewirtschaftung“ stehen seit Kurzem an der Weserstraße zwischen Virchow- und Allerstraße neue blaue Parkscheinautomaten. Man erhofft sich von dort parkenden Besuchern jährlich 20.000 Euro Einnahmen an Parkgebühren. Vor den östlich anschließenden Wohnhäusern bis zur KW-Brücke kann man weiterhin kostenlos parken. Für die Anwohner gestaltet es sich in der Praxis seit jeher so, dass an gut besuchten Wochenenden, vor allem aber bei Events wie Wochenende an der Jade oder JadeWeserPortCup, alles zugeparkt ist. Man lernt damit zu leben und parkt das eigene Auto notfalls ein gutes Stück von der Wohnungstür weg. Da die Touristen nun versuchen werden, kostenlose Parkplätze zu finden, wird sich das Zuparken östlich der Allerstraße verschärfen, während die Anlieger Richtung Virchowstraße ausweichen müssen. Die Stadt kann aber kaum erwarten, dass sie dafür die Gebühr (50 Cent pro Stunde) entrichten oder andernfalls die Knöllchen schlucken. Es böte sich an, Anwohner-Parkausweise auszustellen wie bei der „Expo am Meer“ im Jahr 2000. Die lagen damals kostenlos und automatisch in den Briefkästen. Unsere diesbezügliche Anfrage wurde wie folgt beantwortet: „Jeder Bewohner, der mit Haupt- oder Nebenwohnsitz in einem ausgewiesenen Bewohnerparkgebiet gemeldet ist und keinen Privatstellplatz hat, kann … einen Anwohnerparkausweis beantragen. Den Ausweis können Sie im Fachbereich für Bürgerangelegenheiten / Öffentliche Sicherheit und Ordnung im Ratrium, 1. Etage bei Frau Mittelstädt beantragen. Der Anwohnerparkausweis ist zeitlich begrenzt und gilt nur für eine speziell ausgewiesene Zone. Die jährliche Gebühr beträgt 31 €. Das moderne blaue Design der Parkscheinautomaten ist ein Bestandteil der Stadtbildgestaltung in Wilhelmshaven. Neben blau gepflasterten Flächen in der Marktstraße und dem Gotthilf- Hagen-Platz sowie blauen Laternenmasten in der Jadeallee sollen sie das Stadtbild abrunden.“ Ob die Automaten nun blau oder rosa sind, ist nebensächlich. Wer an der „Maritimen Meile“ wohnt, toleriert in der Regel ohne zu murren den Touristenrummel mit Lärm, Verkehr, nächtlichem Trubel etc. – ist ja schön, wenn die Stadt viele Besucher hat. Aber zur Strafe dafür auch noch jährlich aufs Amt rennen und Geld bezahlen – geht gar nicht!
Rote Karte
Wer erinnert sich an folgende Geschichte von Pippi Langstrumpf? Pippi entdeckt in einem Schaufenster mit Drogerieartikeln eine Werbetafel: „Leiden Sie unter Sommersprossen?“ Pippi geht rein und erklärt der Verkäuferin: „Nein!“ Die ist perplex – kaum ein Kind hat mehr Sommersprossen als Pippi, aber der Witz ist: Sie LEIDET nicht darunter. Heute würde man sagen: Pippi gehört nicht zur Zielgruppe des beworbenen Antisprossenmittels. Die Geschichte kam mir jetzt in den Sinn, als mir bei einem hiesigen Backwaren-Filialisten eine Werbung für eine elektronische Bezahlkarte angedient wurde: Damit bekomme ich meine Backwaren „noch schneller und unkomplizierter“, und „Kleingeld rauskramen“ kann ich ab jetzt vergessen. Ich halte die aufladbare Geldkarte vor ein Lesegerät „und schon ist bezahlt“, das bedeute „auch Zeit zu gewinnen“. Hm – ich LEIDE aber gar nicht darunter, dass ein Bezahlvorgang länger als eine Sekunde dauert, weil ich Kleingeld rauskramen muss (das ich gern loswerde und Verkäufer/innen meist gern nehmen) oder andernfalls auf Wechselgeld warte. Brötchenkaufen ist eine menschliche Interaktion mit einer Bäckereifachverkäuferin, bei der außer Geld und Backwaren auch nette Worte über die Theke wechseln. Wenn das drei Minuten statt drei Sekunden dauert, ist das alles andere als verlorene Lebenszeit. Zudem soll ich die Karte erst für 5 Euro kaufen. Wenn ich für 250 Euro eingekauft habe, bekomme ich 5 Euro auf der Karte gutgeschrieben. Also ist doch wieder Geduld gefragt … Natürlich ist dieser Bäcker um die Ecke nicht der Erfnder von Bezahlkarten, sondern nur ein Beispiel. Unlängst war ja die Rede von neuen Geldkarten, die verhindern sollen, dass Rentner/innen, die bekanntlich immer in der Mittagspause der Werktätigen einkaufen, mit der Kleingeldsuche kilometerlange Schlangen an Supermarktkassen produzieren. So what? Schon mal was von Entschleunigung gehört? Ich gehöre nicht zur Zielgruppe des Bezahlkarten-Hypes. Zumal mich bei jedem Vorstoß dieser Art das Gefühl beschleicht, dass Plastikkarten lebende Menschen einsparen sollen, die mit dem Job als Verkäufer/in oder Kassierer/in ihre Brötchen verdienen.
Logik?
Der Verfassungsschutz und all die anderen staatlichen Organe hatten bei der Verfolgung der Neo-Nazis schon immer gehörige Probleme. Man spielt die Gefahr von Rechts gerne herunter oder spielt über irgendwelche V-Leute deren Spiel mit und finanziert sie, „um die Szene besser beobachten zu können“. Bei der Überwachung linker Personen und Gruppen hat man da nicht so viele Probleme. Der Kommentator der Wilhelmshavener Zeitung, Christoph Kiefer, wies die Kritik am Verfassungsschutz zurück mit den Worten: „Wie notwendig ein leistungsfähiger Verfassungsschutz ist, zeigt der Skandal um die Zwickauer Neonazi-Gruppe.“ Logisch?!
Demokratie oder Demokratie
Wenn in irgendeinem Staat der Welt das Volk nur die Möglichkeit hat, einen einzigen Kandidaten zu wählen, dann nennen wir das Despotismus oder Diktatur. Wenn mehrere Kandidaten zur Wahl stehen, dann sprechen wir von Demokratie. Wenn bei der Wilhelmshavener Frauenunion eine Frau zur Wahl antritt, dann nennen wir das Demokratie. Wenn sich da plötzlich eine weitere Frau zur Wahl stellt, dann haben wir von schlechtem Stil zu sprechen und den Vorgang mit dem negativ besetzten Begriff „Kampfabstimmung“ zu geißeln.
Kaufland
Im ersten Quartal 2011 wollte Kaufland seinen Supermarkt an der Friedenstraße eröffnen. Nun braucht zwar kein Mensch diesen Laden – wir fragen uns aber, ob es da nicht so langsam für die Stadt ein klein bisschen Gewerbesteuerausfallgeld geben müsste.
Juchhu!
Der Besatz in der Nordseepassage wird immer attraktiver! Nun soll da endlich eine kleine Burgerschmiede von McDonalds das Angebot komplettieren. Etwas Besseres hätte die Passage auch nicht verdient.
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